MacBride, Stuart - Blut und Knochen by Blut und Knochen

MacBride, Stuart - Blut und Knochen by Blut und Knochen

Autor:Blut und Knochen
Format: mobi
veröffentlicht: 2009-07-26T19:46:06+00:00


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»Es handelt sich um eine weibliche Leiche, Mitte dreißig, circa 95 Kilo schwer.« Dr. Isobel MacAlister umkreiste langsam den Seziertisch, die Stimme erhoben, um das Heu- len des Abluftventilators zu übertönen. »Wissen Sie was«, meinte DI Steel und zupfte am Schritt ihres weißen Tatort-Overalls herum, »ich hab's allmählich satt, ständig in diesen Dingern rumzulaufen. Frag mich, bei wem die Idioten da Maß genommen haben - Quasimodo vielleicht? Dauernd rutscht mir das Teil in die -« Isobel funkelte sie an. »Können wir bitte ausnahmsweise einmal Ruhe haben!« Dann wandte sie sich wieder der äu- ßeren Besichtigung zu. Valerie Leith war auf dem glänzen- den Edelstahltisch ausgelegt wie eine kaputte Barbiepuppe: Unterarme, Oberarme, Kopf, Rumpf, Oberschenkel, Unter- schenkel, alles einzeln. Und alles immer noch von einer dünnen graubraunen Schicht stinkenden Schmodders über- zogen.

»Können Sie sich nicht ein bisschen beeilen und die ver- dammten Teile abwaschen?«

» Wenn Sie schon darauf bestehen, mich am Abend hier- her zu schleifen, damit ich Ihnen eine Leiche obduziere, dann könnten Sie wenigstens den Anstand besitzen, mich nicht bei der Arbeit zu unterbrechen. « Steel blies die Backen auf, rückte ihre Atemschutzmaske zurecht und zerrte wieder am Schritt ihres Overalls. Ganze

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zwei Minuten hielt sie es aus, ehe sie sich wieder zu Logan

herüberbeugte und flüsterte: »Das ist ein richtiger Fluch bei Ihnen, wissen Sie das?Wenn irgendjemand anders eine Lei- che findet, ist sie normalerweise noch einigermaßen frisch. Aber bei Ihnen sind sie grundsätzlich halb verfault oder in Scheiße mariniert.«

»Ist ja nicht meine Schuld - es war nur so eine Ahnung, okay?«

»Wohl eher ein klassischer Glückstreffer. « »Aus dem rechten Oberschenkel wurde eine beträchtliche Menge Muskelgewebe herausgeschnitten. Die Wundränder sind nach längerer Liegezeit in Abwasser zersetzt-«

»Ich sagte doch, bei dem Leith-Tatort ist irgendetwas merkwürdig.«

Steel sah ihn scheel an. »Und was erwarten Sie - eine Parade zu Ihren Ehren?«

»- erfolgte das Zerstückeln mit einem Messer: Einseitig geschliffene Klinge, circa zwanzig Zentimeter lang -«

»Ich meine ja nur.«

»Haben Sie eine Ahnung, was für einen Ärger Sie uns damit eingehandelt haben?«

»- wobei der Einschnittwinkel auf einen rechtshändigen Täter schließen lässt -«

»Wie wär's denn mal mit: >Gute Arbeit, Logan, Sie ma- chen der Truppe Ehre<?«

»Ach, nun führen Sie sich mal nicht so zickig auf, wir-« »Inspector, ich sage es Ihnen nicht noch einmal! Wir sind hier bei einer Obduktion und nicht auf dem Spielplatz!« Steel errötete tatsächlich. »'tschuldigung, Doc.« Und dann, als niemand hinsah, knuffte sie Logan in den Arm. »Das war Ihre Schuld!«

Die Uhr im Sektionssaal zeigte Viertel nach acht, als Iso- bel ihren Assistenten endlich anwies, die Leichenteile ab- zuwaschen. Viertel nach acht - und Logan war seit vier Uhr

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früh im Dienst. Das waren genau ... Er war zu müde, um es

auszurechnen.

Isobels Assistent fing mit dem Kopf an. Das Schmutz- wasser lief gurgelnd in den Abfluss des Seziertischs, und als nach und nach Valerie Leiths Gesicht unter dem Über- zug aus übelriechendem Schleim zum Vorschein kam, sank Logans Stimmung endgültig in den Keller. Bei den anderen Opfern hatte er noch eine gewisse Distanz wahren können. Sie waren einfach nur Fleischstücke. Aber Valerie Leith



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